Donnerstag, 1. November 2018
Ursachen von Mobbing im Ehrenamt
Warum mobbt überhaupt jemand ?
Mobbing kommt nicht nur im Arbeitsleben sondern auch bei ehrenamtlichen Tätigkeiten vor.

Unklare Strukturen begünstigen Streit und Mobbing

Laut eines Berichts von DerWesten gint es in Deutschland etwa 12 Millionen Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren. Wie im Berufsleben kann es auch im Ehrenamt zu heftigen Konflikten kommen.
Wenn Hierarchien und Arbeitsstrukturen weniger klar sind als im Job, können Streitigkeiten leichter entstehen und sind dann oft schwerer zu lösen.
Ehrenamtliche setzen sich in der Gesellschaftein, ohne , dass sie materiell dafür entlohnt werden. «Umso mehr erwarten die Engagierten aber, dass ihre Anstrengungen geschätzt und respektiert werden. Und umso eher verletzt es sie, wenn dies nicht der Fall zu sein scheint», sagt Peter Knuff, Vorsitzender des Bundesverbands deutscher Vereine und Verbände (bdvv).

Im Ehrenamt sind vor allem Ältere engagiert. Laut einer GfK-Umfrage hat "jeder Dritte der Altersgruppe 60 bis 69 Jahre (30 Prozent) ein Ehrenamt. Mehr als 40 Prozent von ihnen geben als Motiv u.a. "Bestätigung" (44 Prozent) an. Um ehrenamtlich also unentgeltlich tätig zu sein, muss man sich finanziell leisten können.
Die oben genannte Altersgruppe (im besten Rentenalter) wundert da also nicht.

Viele Ehrenamtliche arbeiten in Bereichen, für die sie nicht ausgebildet sind und schon deshalb können Fehler passieren. Nicht jeder Kassenwart hat eine kaufmännische Lehre absolviert. Nicht jeder für die Öffentlichkeitsarbeit Zuständige ist ein begnadeter Werbetexter. Es ist also ganz normal und menschlich, wenn nicht immer alles rund läuft. Dafür sollte niemand der Engagierten angeprangert werden.

Christiane Prieß-Heimann hat als Mediatorin in Bordesholm (Schleswig Holstein) schon viele Vereine und Verbände begleitet. Sie nennt unter anderem Kompetenzanhäufung bei einer Person, unzureichende Kommunikation und vor allem unklare Strukturen ala Nährboden für Streit und Mobbing.
Negativen Gefühlen, schwelenden Konflikten sollten so früh wie möglich angesprochen und auf den Grund gegangen werden, um Mobbing zu vermeiden - bei sich selbst und bei anderen. Die Mediatorin rät, Konflikte und Ungereimtheiten am besten direkt anzusprechen. "So könnte der Kassenwart, der die Veranstaltungseinnahmen falsch deklariert und dem Verein dadurch zusätzliche Steuerzahlungen verursacht hat, sagen: «Es tut mir leid, aber ich konnte es nicht besser. Ich würde mich freuen, wenn ich fürs nächste Mal eine gründliche Einweisung oder auch Fortbildung bekäme.» Damit stellt er sich dem Problem, macht aber deutlich, dass er nicht zum Sündenbock abgestempelt werden möchte."

Rangeleien um Befugnisse und Zuständigkeiten sollten vermieden werden.

Im Berufsleben sorgen Verträge oder Betriebsvereinbarungen für klare Strukturen. In Vereinen herrscht oft die Denkweise: «Das brauchen wir nicht», sagt Rechtsanwältin und Mediatorin Eva Lingen, Mitglied im bdvv.

Meist trifft der Vorstand die Entscheidungen und delegiert Aufgaben an verschiedene Personen. «Je klarer diese Vorgaben formuliert und eingehalten werden, desto weniger Rangeleien gibt es um Befugnisse und Zuständigkeiten», sagt Prieß-Heimann.

Prieß-Heimann:"Umso wichtiger ist es, so früh wie möglich festzulegen, wer wann welche Aufgaben übernimmt. «Kommt so eine Klärung nicht vom Vorstand, sollten Mitglieder ihn dazu auffordern."

Um Konflikte konstruktiv lösen zu können, ist eine gute Kommunikation nötig: "Gute Kommunikation setzt immer das Einbeziehen der Sach- und der Gefühlsebene voraus" so Prieß-Heimann. Die Einbeziehung der Gefühle des Betroffenen kann hier bereits ausreichend sein: "Ich habe gerade den Eindruck, dass Ihnen irgendetwas nicht passt. Was ist es?"

"Ehrenamtler fühlen sich durch ihre langjährigen Tätigkeit für die Gemeinschaft oft stark mit dieser verbunden. Dies sollte wertgeschätzt und geschützt werden, resümiert Mediatorin Eva Lingen. «Deshalb sollte ein Vorstand jede Beschwerde über Streit und Mobbing ernst nehmen und sofort das Gespräch mit den Betroffenen suchen."
Quelle: https://www.derwesten.de/panorama/mobbing-auch-im-ehrenamt-ehrlichkeit-laesst-aufatmen-id8716948.html

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